Intensive Begleitung einer Familie IBF
Die Intensive Begleitung einer Familie (IBF) richtet sich an Familien mit Kindern und Jugendlichen zwischen 0 bis 18 Jahren. Die Familien zeigen Schwierigkeiten im Umgang mit Anpassungsleistungen und im Lösen von Problematiken auf der individuellen und der familiären Ebene, sowie der Ebene der Umwelt, welche auf die Familie wirkt.
IBF ist insbesondere für psychosozial stark belastete Familiensysteme gedacht, welche einer intensiven Begleitung in der Wahrnehmung ihrer Erziehungsaufgaben bedürfen. In Anlehnung an Cierpa (2008) findet eine mehrdimensionale Analyse der Familiensituation statt – allenfalls auf der Basis vorgängiger fachlicher Abklärungen.
Damit eine IBF zielführend sein kann, ist die Zusammenarbeit von Seiten der Familie zentral. Die zeitliche Belastung für das Familiensystem mit zwei wöchentlichen Terminen und mind. 25 Stunden pro Monat Direktkontakt muss von der Familie getragen werden können.
„Signs of Safety“ (SofS) beschreibt im Grundsatz einen beziehungsorientierten Praxisansatz. Das Programm ist auf die Sicherheitsbedürfnisse der Kinder ausgerichtet ist. Das Netzwerk der Familie und ihres erweiterten Bezugspersonensystems wird aktiv mit einbezogen.
Entwickelt bereits in den 1990er Jahren in Australien von Steve Edwards und Andrew Turnell, entstand in Zusammenarbeit mit über 150 professionellen Institutionen, welche im Bereich des Kindsschutzes tätig waren, das Programm „Signs of Safety“ (Edwards & Turnell, 1999). Das Programm wird international eingesetzt (z.B. im Bundesstaat Western Australia, in Minnesota USA, Drenthe NL, Gateshead GB, Kopenhagen DK, Wien AU und Biberach D) sowie laufend beforscht und evaluiert
Das Programm besteht aus vielen hilfreichen Techniken, welche auf der einen Seite Eltern darin begleiten ihren Kindern Geschehenes sowie zukünftiges Handeln (kindsgerecht) zu erläutern und andererseits die Kinder darin unterstützt, ihren Willen, ihre Stimme hörbar zu machen. Der Ansatz hilft, die höchst komplexen Zustände von Familien erklärbar und verständlicher zu machen.
Grundlegendes Ziel bei SofS ist die Wahrung des Kindsschutzes, bzw. das Kind und seine Sichtweise nicht aus den Augen zu verlieren. Ein zentrales Ziel des Ansatzes SofS ist die Aktivierung des familiären Netzwerks um dadurch längerfristig die Unterstützung durch Professionelle zurückzufahren und/oder ganz zu beenden.
Prozessablauf
Klärungsphase | Hauptziele |
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1 bis max. 3 Monate | Der Auftrag IBF ist in Inhalt unter altersgerechtem Einbezug der Familienmitglieder konkretisiert. |
Beginn: Anfrage Auftragsklärung | Nach der Stabilisierung der Familie, sind konkrete, erreichbare und terminierte Ziele vereinbart. |
Abschluss mit Stao I | Die Mitglieder der Familie gewinnen eine differenzierte Problemsicht, erfassen ihre Situation, erarbeiten sich eine Perspektive und arbeiten bei der Ressourcen-entwicklung mit. |
Arbeits- und Umsetzungsphase | Hauptziele |
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2 bis max. 6 Monate |
Die Mitglieder der Familie arbeiten bei der Ressourcen-entwicklung mit. Das Kind/Jugendliche ist psychisch stabil und in seiner emotionalen, sozialen, intellektuellen und körperlichen Entwicklung gefördert. |
Stao II | In Krisensituationen sind die fachgerechte Begleitung und Unterbringung gemäss dem individuellen Bedarf der Jugendlichen rund um die Uhr sichergestellt. |
Stao III bis V | Die Mitglieder der Familie sind in ihrem sozialen Umfeld (Wohnen, Nachbarn, Freunde Freizeit usw.) integriert. |
Abschlussphase | Hauptziele |
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1 Monat |
Das Kind/Jugendliche ist psychisch stabil und in seiner emotionalen, sozialen, intellektuellen und körperlichen Entwicklung gefördert. Die Sorgeberechtigten haben angemessene Erziehungsverhalten eingeübt und im Alltag umgesetzt. |
Abschlusssitzung | Die Mitglieder der Familie kennen funktionale Muster für einen gelingenden Alltag, haben sie ausprobiert und integriert. Die Sorgeberechtigten sind in der Lage, die Erziehungsaufgabe und den Alltag eigenständig zu bewältigen. Das Kind kann bei den Sorgeberechtigten aufwachsen. |
Methodik
Es werden folgende Methoden zur Zielerreichung eingesetzt:
Signs of Safety mit Genogramm & Netzwerkkarte, Drei-Spalten-Modell, sowie Drei Häuser, Words and Pictures und Netzwerk-Konferenzen. Die Zielsetzungen werden nach GAS erstellt und ausgewertet. Für eine vertiefte Analyse werden validierte Fragebögen (EBF, CBCL & SDQ) und Beobachtung von Alltagssituationen über den ganzen Tages- und Wochenverlauf (z.T Vier-Augen-Prinzip und Videointeraktionsanalyse nach Marte Meo oder Marschak MIM D-EIS) eingesetzt. Auf der Handlungsebene werden ACT-Methoden mit erlebnisorientierten Aktivitäten erlernt und gemeinsam angewendet. Als pädagogische Orientierung dienen die Methoden aus der Elterlichen Präsenz.